Eine Metapher über Führung, Selbsterkenntnis und das Spiel hinter dem Spiel.
Er hatte keine Ahnung, was ihn erwartete.
Ein neuer Trainer, ein neues Team. Die Jungs waren schnell, kräftig, laut – aber verloren.
Spiel für Spiel: Aktionismus auf dem Platz, Frust in der Kabine. Schuldzuweisung als Lösung.
Teambuilding-Workshop hier, Motivationsrede da – nichts half. Der Spielverlauf blieb derselbe: planlos, re-aktiv, selbstzerstörerisch, verloren.
Bis der Trainer aufhörte, das Spiel zu analysieren – und begann, die Spieler zu sehen.
Er nahm sich Zeit. Keine Taktiktafel, kein Ball, keine Pläne.
Nur Stift, Papier – und die radikale Frage: Wer sind die Typen hier eigentlich? Was treibt sie an?
Er entdeckte sechs Muster.
Keine Statistiken, sondern innere Programme, die das Spiel bestimmten – ohne dass die Spieler es merkten.
Die Typen – und ihre inneren Spielmacher
Der Blender
Glänzt, wenn keiner hinsieht. Strahlt im Training, doch sobald es ernst wird, duckt er sich weg.
Er lebt vom Schein – nicht vom Sein. Und wehe, du kratzt an seiner Oberfläche: dann kommen Ausreden, keine Haltung.
Verantwortung? Nur wenn sie glamourös aussieht. Alles andere ist unter seinem Niveau – sagt er. Innerlich zittert er vor echter Leistung.
Der Schwätzer
Er redet, um nicht zu fühlen. Um zu vermeiden, dass jemand merkt, dass er eigentlich keine Orientierung hat.
Er haut Parolen raus, nickt alles weg, kommentiert jedes Spiel – ohne je selbst zu führen.
Im Getöse seiner Worte geht seine Klarheit unter. Und das ist ihm lieber, als sich selbst zu begegnen.
Denn wer laut ist, muss nicht echt sein – Hauptsache, es wirkt.
Der Bückling
Er will gefallen. Immer. Überall. Er gehorcht – selbst unausgesprochenen Erwartungen.
Er duckt sich, bevor der Wind überhaupt weht.
Seine größte Angst ist Ablehnung. Und deshalb verliert er sich selbst – freiwillig.
Er tut das „Richtige“ – auch wenn es niemand braucht. Hauptsache, keiner ist sauer.
Der Fähnchen-Schwenker
Er ist auf deiner Seite. Immer. Auch auf der anderen Seite – wenn du kurz weggehst.
Er passt sich an wie ein Chamäleon auf Speed. Konflikte? Vermeidet er wie die Wahrheit.
Er hat Meinungen – aber keine eigene.
Er will dazugehören – koste es seine Würde.
Der Krieger
Er kämpft. Immer. Auch wenn es gar keinen Gegner gibt.
Hauptsache, es kracht. Hauptsache, er kann sich beweisen. Hauptsache er gewinnt – egal, was es kostet.
Verlieren ist nur etwas für Schwache.
Er verwechselt Konfrontation mit Klarheit – und Durchsetzen mit Wahrheit.
Sein Ego ist gepanzert – aber darunter sitzt ein Kind, das nie gesehen wurde.
Der Held
Er ist da. Klar. Still. Stark.
Aber er tritt erst auf, wenn du aufhörst zu bluffen. Wenn du es ernst meinst.
Er übernimmt – aber nur, wenn dein Innen bereit ist, ihn zu lassen.
Denn der Held braucht keine Bühne. Er braucht Raum und FREIsicht.
Was macht der Trainer?
Der Trainer schrieb Steckbriefe. Kein Urteil – nur Beobachtung.
Er sprach mit jedem Einzelnen.
Nicht über Technik. Nicht über Tore. Sondern über Antreiber, Ängste, alte Sätze im Kopf:
• „Ich muss perfekt sein.“
• „Ich darf keinen Fehler machen.“
• „Ich bin nur was wert, wenn ich funktioniere.“
• „Wenn ich auffalle, verliere ich den Anschluss.“
• „Ich muss mich durchbeißen – sonst frisst mich das Leben.“
Er hörte zu. Stellte Fragen. Hielt die Leere aus, in der Wahrheit auftaucht.
Und plötzlich geschah, was kein Systemtraining bewirken konnte:
Die Spieler begannen, sich selbst zu erkennen – FREIsicht pur.
Und sich zu hinterfragen – InnenWENDE voller Mut.
Und – mehr noch – sich neu zu verhalten.
Das Ergebnis?
Die Spiele blieben hart.
Aber etwas hatte sich verändert: Die Spieler waren bei sich.
Nicht jeder Ball saß, aber jeder Spieler war echt.
Es wurde wieder gespielt und agiert – nicht gepasst, um zu gefallen.
Gekämpft – nicht um zu gewinnen, sondern weil es Sinn machte.
Verloren – manchmal. Aber nicht sich selbst.
Was Du mitnehmen kannst
Wenn du führen willst – andere oder dich selbst –
dann sieh hin, wer da gerade wirklich spielt.
Nicht die Rollen. Die Muster.
Nicht das System. Das Innenleben.
Denn:
Solange der Schwätzer im Spiel ist, redet dein Held nicht.
Solange dein Ego den Spielzug plant, bleibt der Sinn auf der Ersatzbank.
Und solange du nicht weißt, wer in dir spricht – wirst du keine echte Mannschaft führen.